INDI-Dialog zweier Trainer - von Andreas Appel & Dr. Maria Urschitz
Maria: Welche zentrale Überlegung hat uns motiviert, die INDI-Methode zu kreieren?
Andreas: Am Anfang haben wir diskutiert und reflektiert über unsere Arbeit mit Menschen und wie man das Maximale erreichen kann, um sie zu unterstützen. Mit unseren Erfolgen kam die Frage, wo die Basis liegt und ob man sie für andere nutzbar machen kann. Genau in diesem Augenblick erkannten wir, dass wir die INDI-Methode schon längst fabrizieren. Siehst du es genauso?
Maria: Nein. Ganz genauso kann ich es nicht sehen, weil wir sonst nicht INDI im Sinne von „Individualität gestalten“ geboren hätten. Ich denke mir, wir haben, bevor wir uns trafen, bereits eine persönlichkeitsbildende Schulung im Beruf wie im privaten Umfeld erlebt. Umgang mit Menschen, Wissen über Psychologie und Kundendienst, über gesellschaftliche Phänomene und seelische Konflikte prägten so unsere ersten Themen des Austauschs. Know-how, berufliche Schulung, Lehre und persönliches Können verwoben sich zu den Erfolgen, von denen du sprichst. Mir ging es darum zu zeigen, dass die Basis von INDI auf den Eckpfeilern Ausbildung, Wissen, Persönlichkeit und Werten ruht.
Andreas: Uns waren und sind Menschen wichtig. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als wir feststellten, dass der Respekt, die Achtung und vor allem unsere Liebe zu Menschen für uns beide verbindlich ist.
Maria: Ja. Unterstützen bedeutet in diesem Kontext, Menschen bei der Findung ihrer Lösungen beizustehen. Achtung hilft, die eigenen Lösungen als Vorschlag einzubringen, aber nicht als verbindlich zu halten.
Andreas: Es ist schön, jeden Menschen als einzigartig sehen zu können. Es brachte uns über Horizonte, die ich nie für möglich gehalten hatte. Klingt das seltsam und arrogant?
Maria: Für mich nicht. Die Einzigartigkeit eines anderen schenkt uns Abwechslung im Austausch, Dankbarkeit für die Offenheit und Demut vor der Schönheit. Es bedeutet aber auch, in Achtung vor sich selbst vorzugehen und Grenzen setzen zu können, denke ich. Für mich liegt darin Sinn im Franklschen Sinne.
Andreas: Welche Theorien und auch Literatur haben uns geprägt und sind auch in die INDI-Methode eingeflossen?
Maria: Vor allem die Humanisten in der Psychologie wie Frankl, Jung, Berne, Moreno, Gendlin und andere. Auch Freud hat uns erfreut mit seinen Thesen und seinem Zugang zu Menschen. Die Anthropologie lehrte mich, den Menschen vor dem Hintergrund seiner Zeit aber mit seinem persönlichen Schicksal zu sehen. So wie du für mich dein Wissen und den praktischen Umgang im Alltag eingebracht hast. Damit verband sich für mich auch ein Wissen von gesellschaftlichen Gepflogenheiten, womit sich für mich der Mensch wiederum mit seiner Zeit verbindet.
Andreas: Wissen kann man nur lernen und lehren, aber damit hat man es noch nicht verstanden. Man sollte sich mit den Leben und seinen Empfindungen auseinandersetzen, damit man tiefgreifend versteht. Wenn man sich selber begreift als INDlviduum, hat man die Chance, andere Menschen zu spüren und zu begreifen und ihnen zu helfen, ihr Wissen und ihr Selbstverständnis für sie nutzbar
zu machen. Wo siehst du Unterschiede im Zugang zwischen uns beiden?
Maria: Hm, ich denke, in der Basis treffen wir uns immer. Ich bin dankbar, dass ich es nicht für einen anderen besser wissen muss. Daher habe ich deine Worte auch nicht als Forderung, sondern als Darstellung deines Standpunktes erlebt. Leben erfährt man, denke ich. Und ich weiß, dass jeder Mensch seine Wahrheit im Popperschen Sinne kennt. Aus dem ergibt sich für mich, dass INDI primär Unterstützung bei der Klärung von Betroffenheitsfragen sowie Entscheidungsspiegel bedeutet. Unseren Unterschied habe ich so erlebt, dass ich die Konfliktreichere mit der Wortvielfalt im Engagement war.
Andreas: Eigentlich ist im Unterschied die Bereicherung, was etwas Großes, Gesamtes ergibt. Das kann man jetzt nicht mehr leicht feststellen, oder?
Maria: Produktivität vor Priorität. Im Sinne von INDlvidualität gebe ich dir vollkommen Recht. Da wir unseren Schnittpunkt auch bei differierenden Ansichten immer in der Basis haben, ist die Interessantere Frage jene, wo nach unserer Anschauung die Besonderheit der INDI-Methode liegt?
Andreas: Das kannst du besser beantworten, wie du es schon so oft gemacht hast.
Maria: Die INDI-Methode ist kein starres System, sondern es adaptiert sich für jeden Trainee. Unmittelbarkeit und Erfahrung im Sinne von „persönlich Erforschen“ sind Stichworte, die mir wichtig sind. Von diesem Zentrum aus ergibt sich mit Hilfe der Werkzeuge und der Empathie des INDI-Trainers für den Trainee eine Reise zu seiner ureigensten Lösung. Habe ich etwas vergessen?
Andreas: Es gibt im Ablauf und im Ergebnis einen Unterschied zu herkömmlichen Trainingssystemen. Das Trainingsprogramm wird immer genau auf den Trainee oder für die Gruppe erstellt. Kein Trainee muss mühsam alle Trainingssysteme durchsuchen, welches ihm am ehesten entspricht und sich an Ablauf und Regeln erproben. Bei der INDI-Methode steht er mit seinen Fragen im Mittelpunkt und die Methode gestaltet sich nach den Anforderungen und seiner Entwicklung. Nicht die Wege anderer werden adaptiert, sondern sein ureigenster Weg wird gefunden.
Maria: Ich denke mir, bei der INDI-Methode geht es zentral um die persönliche Erfassung des Lebens eines Menschen und auch die Evaluierung von Haltungen und Sichtweisen. Erst wenn die Richtigkeit oder auch die Grenze eigenen Denkens wie die Kenntnis eigener Möglichkeiten für einen Menschen stimmt, kann er darauf aufbauen und in Beziehung zu anderen treten. Auf diese Weise entstehen neue Strategien.
Andreas: Es ist für mich faszinierend, dass die Trainees oft gar nicht erkennen, welche großen und entscheidenden Schritte sie in ihrem Leben mit der INDI-Methode machen, denn da das Erlernte für sie Richtigkeit besitzt, wird es automatisch in ihr eigenes System übernommen und umgesetzt.
Maria: Womit sich der Kreis schließt. Die INDI-Methode ist eine persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Weltbild, den eigenen Strategien und Handlungen. Im Training entstehen individuelle Wege. Das heißt, dass die Verantwortung beim Trainee verbleibt und damit auch die Kompetenz für seine Lösungen. In Unabhängigkeit von den Einstellungen des Trainers aber im Konsens mit seinen Vorschlägen überarbeitet der Trainee sein Weltbild und gestaltet die Antwort auf seine Frage, wie immer sie auch aussehen mag.
Andreas: Wichtig zu erwähnen ist, dass durch die INDI-Methode der Trainee sich selbst erkennt und sich in seiner Individualität annehmen kann. Aus dem heraus nimmt das Selbstbewusstsein laufend zu und das Fundament des Selbstwertes wird gestärkt. Neue Wege eröffnen sich mit dem Wissen, dass man sie gehen möchte und kann.
Maria: Daran schließen sich Bereiche an, die ich gerne mit den Vokabeln Identität und Integrität bezeichne. Mit der Kenntnis der eigenen Bedingungen und Gegebenheiten erhalten wir auch das Wissen um den eigenen Rahmen. Zusätzlich rundet sich die Auseinandersetzung mit der eigenen Person harmonisch ab, und der Focus richtet sich jetzt auf neue Betätigungsfelder in der alltäglichen Umgebung. Doch kehren wir noch einmal zum Anfang zurück. Was denkst du, was man einem Trainee raten sollte, der die INDI-Methode bucht?
Andreas: Nichts, Maria, denn wenn er sich für die INDI-Methode entschieden hat, hat er sich für sich entschieden, für seine Individualität, wie du gesagt hast, für seinen Rahmen, den er dann ausfüllen kann und für seinen ganz persönlichen Weg. Und er wird merken, dass das Glück im Ausfüllen seines Rahmens besteht, weil es da nur Erfolge gibt. Er läuft nicht mühsam einem fremden Ziel nach, sondern erreicht mit seinen Fähigkeiten seine Ziele relativ leicht.
Maria: Rahmen klingt in diesen Zusammenhang begrenzend. In der Entscheidung für die INDI-Methode liegt ober auch die Freiheit, zu erforschen und zu gestalten was für einen Menschen wesentlich und im Alltag möglich ist. Jeder Mensch besitzt, gerade weil er ein Individuum ist, einen Rahmen, der ihm anzeigt, wo die Grenze seiner Möglichkeiten liegt. Niemand kann alles können, aber jeder kann seines. Aus dem ergibt sich der persönliche Weg eines Menschen.
Andreas: Natürlich hat der INDI-Trainer vollste Verschwiegenheit über diese persönlichen Inhalte und natürlich gibt es Datenschutz. Vielleicht ist auch wichtig, dass wir sagen, was INDI beinhalten soll und was nicht?
Maria: Ich denke mir, dass im Respekt ein vorsichtiger Umgang mit persönlichen Mitteilungen inkludiert ist. Daher ist es für Trainer wie für die Gruppe selbstverständlich, derartiges privat zu halten. Trotzdem finde ich, dass in der Entscheidung, die beide Seiten treffen, wie in der Integrität, die auch Anständigkeit beinhaltet, die Grenze von INDI klar zu sehen ist.
Andreas: Das ist ganz eindeutig, und ganz klar für uns immer gewesen, alles was sich gegen Individualität, Achtung und Liebe richtet, schließt eine sinnvolle Anwendung von INDI aus. Manche Menschen, die diese klare Grenze erfahren haben, fanden zu INDI, zu sich selbst.
Maria: Ja. Es erinnert mich an einen Punkt, der mir noch wichtig ist. Jeder Mensch besitzt ein klares Gefühl für sich und sein Leben, unabhängig davon, ob er es im Alltag oder in der Gesellschaft auch artikulieren kann. Mit der Wahrnehmung und Identifikation der eigenen Person vor der Integration in die „Außensysteme" ergibt sich eine Eindeutigkeit, die dem Individuum dann auch hilft, eigene Interessen in Achtung vor anderen sinnvoll zu vertreten.
Andreas: Und das bewährt sich immer - wo immer wir INDI eingesetzt haben, ob im Job oder freiberuflich, oder auch im privaten Bereich. Für mich ist es eine Bereicherung, wenn ich zusehen darf, wie Menschen ihre Individualität finden und stolz darauf sind. Es ergibt sich im Zusammenleben eben diese schon so oft strapazierte, aber so wichtige Achtung. Maria, wir sind sehr tief zur Seele vorgedrungen. Wie du einmal richtig gesagt hast, wir trainieren mit den Trainees die Seele. Ich glaube, das trifft es goldrichtig! Ich glaube, wir sollten zu Fakten übergehen, oder?
Maria: Lieber Andi, wir sind doch die ganze Zeit dabei, INDI-Fakten zu spezifizieren. In dem Ausmaß gestaltet ein INDI-Trainer seinen Beitrag zum Selbstverständnis von INDI. Im Austausch mit dem Trainee ergibt sich dann etwas Neues. Auf diese Weise ist INDI immer neu und auch flexibel einsetzbar. Gerade weil jeder Mensch einzigartig ist, kann sich nie Routine einschleichen. Schön, oder?
Andreas: Sehr schön sogar! Was ist jetzt mit den Fakten?
Maria: Was ich noch sagen wollte. Wir trainieren nicht die Seele, wir arbeiten mit ihr zusammen oder wir sind ihr Werkzeug. So sehe ich es eher.
Andreas: Das stimmt, so ist es korrekt. Das schließt einen Missbrauch der Seele oder des Menschen aus! Entschuldige den Falschausdruck dafür, weil es wirklich missverständlich verstanden werden könnte. Was ist nun wirklich mit den Fakten?
Maria: Die ergeben sich von selbst. Mir ist wichtig anzufügen, dass das Mittel gegen Missbrauch in der Achtung vor sich und anderen liegt. Faktisch gesehen trainieren wir den gesamten Menschen und machen ihn fit für seine Anliegen und den „Wettkampf Leben“. INDI-Lösungen sind immer praktisch und alltagsgerecht, weil sie dem Trainee entsprechen. Ich bin schon sehr dankbar, dass ich mir nicht den Kopf über die Vielfalt von Möglichkeiten zerbrechen muss, denn meine Erfahrung hat gezeigt, dass meine persönlichen Lösungen selten übertragbar sind. Daher, um das Thema abzurunden, mag ich schon gerne wissen, wie das mit dem Richtig ist, aber meine Frage ist eine andere. Denkst du, dass INDI bereits den Rahmen gefunden hat, der ihm entspricht?
Andreas: Wir haben das INDI-lnstitut gegründet und haben es sehr flexibel konzipiert. Das heißt, dass wir für alle Bereiche in jeglicher Form einsetzbar sind. Wir begleiten Projekte, wir implementieren INDI gerne in Firmen oder Sportvereine. Natürlich bilden wir auch INDI-Trainer aus. Hab ich etwas vergessen, Maria?
Maria: Die Ausbildung der INDI-Trainer empfinde ich als sehr spannend. Das verbindende Element besteht in der INDI-Basis wie einer humanwissenschaftlichen Bildung, doch ansonsten sind sie autonom. Auf diese Weise arbeiten sie auch im Alltag harmonisch in Seminaren zusammen, weil ihnen der Auftrag zentral ist und sie einbringen, was jeweils notwendig ist. Interessant finde ich es auch, unterschiedliche Medien zur Information und Kommunikation einzusetzen. Ich lerne viel und staune immer wieder. Irgendwie bietet INDI im Ganzen ein ethisches Werkzeug, das in Zeiten wie diesen, wie ich finde, eine wichtige Herausforderung bietet. Wie werden, was denkst du, die zentralen Wege von INDI in der Zukunft aussehen?
Andreas: Da INDI sich automatisch mit Menschen weiterentwickelt und sich somit selbstständig adaptiert, wäre es wichtig, dass INDI in allen Bereichen zum Einsatz kommt: Sowohl im Sozialbereich, als auch im Wirtschaftsbereich. In Kultur und Sport, wo die Möglichkeit besteht, die Kraft von INDI kennen zu lernen und über Erfolge staunen zu lassen. Jetzt brauchen wir noch einen schönen Schlusssatz.
Wir haben für Menschen die Reise durch INDI absolviert und für mich ist es erstaunlich, wie sich INDI immer wieder bestätigt hat. Maria, dein Resümee?
Maria: Mir gefällt, dass du unseren Dialog mit einer Reise durch INDI verglichen hast.